Nach Wochen der Ungewissheit und des Homeschoolings dürfen wir im Glücks-Camp in Erbach endlich wieder ein Stück Freiheit leben, mit Gleichaltrigen (der eigenen Isolationsgruppe) spielen und Abenteuer erleben!
Morgens nach dem Frühstück wurden wir immer von einer anderen Gruppe im Glücks-TV begrüßt, die uns in ihrer „Sendung“ die Neuigkeiten des Tages präsentierte. Auch wir waren mal an der Reihe und schalteten zu unseren Korrespondenten in die Küche, um das Abendmenü zu erfahren, in das Wetterstudio, in den Zirkus, der einige Witze sowie das Glückswort des Tages präsentierte und zur Beauftragten für Ateliers, von der wir die Auswahl an Abendaktivitäten erfahren konnten.
Nach dem Glücks-TV trennten sich die Gruppen und wir starteten mit der morgendlichen Sprachanimation. In mal mehr und mal weniger herausfordernden, aber stets lustigen Gruppenspielen lernten wir erste Wörter der Partnersprache oder frischten einige Kenntnisse aus der Schule auf. Es gab jeden Morgen Spiele wie Evolution, dort verwandelten wir uns alle in Meereslebewesen: Algen, Krabben, Fische und Haie stellten wir durch Bewegungen dar und liefen nach links und rechts schnappend oder wiegten uns wie eine Alge im Wasser umher. Wenn wir auf ein gleiches Wesen trafen, forderten wir es in Papier-Caillou-Ciseaux oder Schere-Stein-Papier heraus – je nachdem, ob gerade auf Französisch oder Deutsch gespielt wurde. Der Gewinner entwickelte sich weiter, der Verlierer fiel ein Evolutions-Niveau zurück. Wer sich schließlich im Hai-Duell durchsetzen konnte, hatte es geschafft.
Tagsüber standen die unterschiedlichsten Ausflüge, Workshops, Rallys oder Basteleinheiten auf dem Programm. Mehrmals waren wir wandern in dem wunderbar grünen Odenwald. Dort lösten wir Rätsel, um die Insel Keinikeinu bzw. Pas-d’i-pas-d‘u, sammelten Material für ein Insektenhotel, das wir später zusammen auf unserem Gelände bauten, spielten Verstecken und legten Kunstwerke aus Dingen, die man im Wald findet. Ein besonderes Erlebnis war auch der Besuch des Wildparks Brudergrund, in dem wir Rotwild, Damwild und Mufflons nicht nur aus nächster Nähe bestaunen durften, sondern sie uns sogar aus der Hand fraßen!
Ein weiteres Highlight war die Wanderung zum örtlichen Sägewerk. Der Weg dahin könnte schon das Ziel sein, denn wir sahen auf den Wiesen und Feldern, die wir überquerten, mehrere Rehe. Nach ca. eineinhalb Stunden erreichten wir unser Ziel und der wirklich nette Werksleiter gewährte uns Einblick in die verschiedensten Säge-, Hobel-, Schredder- und Schleifmaschinen seines Traditionsunternehmens in 5. Generation und ließ keine Frage unbeantwortet. Zum Schluss bekamen wir gehobelte Bretter geschenkt, die teilweise im Atelier String Art weiterverarbeitet wurden.
In einem guten Sommerurlaub darf außerdem natürlich Eins nicht fehlen: das Baden! Vor allem bei den Temperaturen von bis zu 35°C brauchten wir ab und zu mal eine Abkühlung. Wir hatten das Glück, gleich zwischen zwei Freibädern wählen zu dürfen und fanden unseren Favoriten schnell im etwas weiter entfernten Waldbad Michelstadt mit seiner Rutsche und Sprungtürmen, von denen sich so mancher durch das Anfeuern der anderen zum ersten Mal zu springen traute.
Ganz nach dem Motto des Glücks-Camps besuchten wir auch die Glücksfabrik in Erbach. In einem interaktiven Erlebnismuseum wurde die Geschichte des Unternehmens Koziol veranschaulicht, das seit jeher Dinge erfindet und herstellt, die glücklich machen, wie zum Beispiel Schneekugeln. Im dazugehörigen Shop wurden so manche Mitbringsel und Andenken aus Öko-Kunststoff gekauft.
„Nachhaltigkeit“ ist das zweite große Thema des Ferienlagers. In drei Workshops näherten wir uns diesem großen Wort: Wir spielten Spiele zu der Ressource Wasser und reflektierten unseren alltäglichen Verbrauch, wir bauten ein Insektenhotel mit selbstgesammelten Materialen und versuchten, selbst Nahrungsnetze und -ketten aufzustellen.
Nach dem Abendbrot standen verschiedene Aktivitäten wie Karate, String Art, Thèque, Fußball, Wikingerschach oder Comic zur Auswahl. In den Ateliers hatte man die Gelegenheit, zusammen zu spielen, zu tanzen oder einfach zu quatschen.
Zweimal feierten wir alle zusammen – natürlich mit Abstand und unter freiem Himmel: Zur Zirkusshow - unser besonderes Bergfest und zum Abschlussfest. Jede Gruppe präsentierte eine kleine Show, sang, tanzte, führte ein kurzes Theaterstück auf oder bietete Akrobatik- und Jonglage-Auftritte und zum Schluss sangen wir alle zusammen und tanzen den Chuchuwa oder Limbo.
Und dann hieß es in den einzelnen Gruppen auch schon Abschied zu nehmen. Zwei wunderschöne, aufregende Wochen gingen viel zu schnell zu Ende und wir sind dankbar dafür, dass sie stattfinden konnten. Wir alle haben dazu beigetragen und unvergessliche 14 Tage zusammen verbracht!