Er-leben statt reden
Ständige Reizüberflutung durch vielfältige Medien, ein immer knapper werdender Bewegungsspielraum, Umweltreize und Nebenwirkungen (Leistungsdruck, familiäre Zeitnot) der modernen Industriegesellschaft prägen die gegenwärtige Situation der Jugendlichen. Die großen Abenteuer erleben andere, auf der Leinwand oder in der Flimmerkiste und deren Erlebnisse treten an die Stelle des eigenen unmittelbaren Erlebens. Auch in der Schule stehen statt konkreten Erfahrungen situationsbedingt Gespräche und Vermittlung theoretischen Wissens im Mittelpunkt. Doch diese rein theoretischen Erfahrungen nützen den Jugendlichen in Alltagssituationen wenig. Mit Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit neue Erfahrungsräume schaffen, die unmittelbare alltagsrelevante Erfahrungen ermöglichen, gehört zu den Zielen unserer Vereinsarbeit.
Erleben - statt „nur“ reden
Denn, was man selbst erlebt, gesehen, gespürt, erfahren und erarbeitet hat, dem kann man Respekt, Verständnis, Verantwortungsbewusstsein und Akzeptanz entgegenbringen - es regt zum Nach- und Umdenken an.
Erlebnispädagogik heißt:
- die Jugendlichen setzen aktiv ihre Bedürfnisse um - Mitgestaltung statt Konsum
- verstehen und lösen von Gruppenkonflikten, Bereitschaft zum Überdenken und Verändern des eigenen Verhaltens - Erkennen der Notwendigkeit zur Konfliktlösung - Lernvoraussetzung für soziales Verhalten
- Grenzsituationen erfahren - „über den eigenen Schatten springen“
- Auseinandersetzung mit der eigenen Körperlichkeit, körperlichen Leistungsfähigkeit und körperlichen Grenzen
- sammeln von Umwelterfahrungen durch unmittelbare sinnliche Natur- und Gruppenerfahrung
- an die Jugendlichen gestellte Anforderungen sind real, erfordern Entscheidungshandeln, Umsetzen der Entscheidung und bieten wenig Möglichkeit zu Flucht oder Distanzierung
Erlebnispädagogik bietet auch Chancen für:
- selbstorientiertes Zusammenleben in ungewohnter Umwelt
- Auseinandersetzung mit nicht alltäglichen Lebensweisen
- Reflexion gewohnter, eingeschliffener Rollen und Verhaltensweisen
Erlebnispädagogik grenzt sich von Aktivitäten rechtsextremistischer Formen ab durch:
- kein Befehl-Gehorsam-Prinzip, sondern Mitwirkung
- keine Entlassung aus der Verantwortung durch Hierarchie, sondern Lernen an den Konsequenzen eigenen Handelns
- keine einfachen Weltbilder
- keine Mutproben und Wettkämpfe, sondern gemeinsame Bewältigung anstehender Aufgaben
Dem Reden über Erfahrungen sollen unmittelbar eigene Erfahrungen und persönliches Erleben entgegengesetzt werden.