Schon die Anreise in die Bretagne war ein kleines Abenteuer für sich: mehr oder weniger unfreiwillig genossen wir alle ein Sonnenbad in Erfurt, bis der Bus uns am späten Nachmittag des abholte. Noch am gleichen Tag sammelten wir in Strasbourg einen Großteil unserer französischen Gruppenmitglieder ein.
Nach zwei, drei Mal zählen und der erleichterten Feststellung, dass alle an Bord waren, hieß es dann "Gute Nacht und bonne nuit! Bis morgen früh in der Bretagne!" Der Vormittag im Bus ließ genug Zeit, wach zu werden, sich zu entspannen und die anderen Jugendlichen kennen zu lernen. Und dann war es auch schon so weit: etwas zerknittert, aber frohen Mutes erreichten wir unsere Unterkunft in Poullan-sur-Mer und zum Glück wartete dort auch schon das Mittagessen auf uns.
An den ersten Tagen ließen wir uns genug Zeit, um einander und die Umgebung kennen zu lernen und einen Plan für die kommenden zwei Wochen des Ferienlagers zu entwerfen. Es wurden also fleißig Kennenlernspiele gespielt, alle Ecken des Dorfes ausfindig gemacht und Programmwünsche diskutiert.
Nach einigen Tagen kehrte so etwas wie "Alltag" ein: nach dem Frühstück trafen wir uns zur Sprachanimation, wo wir mit lustigen Spielen die eine oder andere Vokabel in der Fremdsprache lernen konnten - von Obstsorten über Begriffe aus den sozialen Netzwerken bis hin zu Tieren des Waldes.
Der erste gemeinsame Ausflug ging nach Quimper, die größte Stadt der Region, die vor allem für ihre Fachwerkhäuser und Porzellan bekannt ist. Dort spielten wir auch ein Tauschspiel und waren überrascht: jedes Team begann mit einem Comic-Heft und am Schluss hatten wir nicht nur einen schönen Jahreskalender der Bretagne, sondern auch noch ein kleines besticktes Portemonnaie!
Auch Douarnenez haben wir mehrmals besucht: wir unternahmen Ausflüge ins kühle Nass des Ozeans, zur Insel Tristan und ins Hafenmuseum. In letzterem konnte man sich nicht nur eine Ausstellung zur Geschichte des Hafens ansehen, sondern auch alte Schiffe erkunden, die ganz in der Nähe ankern.
Ein weiteres Highlight unserer zwei Wochen war der französische Nationalfeiertag - nicht nur, weil ganz Frankreich an diesem Tag dem Sturm auf die Bastille gedenkt, sondern vor allem, weil unsere Gruppe die Olympiade Fête Nationale an diesem Tag organisiert hat. An zehn Stationen auf dem Gelände unserer Unterkunft traten die jüngeren Gruppen in lustigen Spielen an. Es wurden mit verbundenen Augen Wasserbomben auf eine Zielscheibe geworfen, vier Personen liefen mit aneinander gebundenen Füßen um die Wette, woanders versuchte man sich im Wasser-Weitspucken oder Ball-Kegeln, im Pantomimen oder darin, vier Personen ohne den Boden zu berühren, von A nach B zu transportieren. Alle hatten viel Spaß dabei - die Teilnehmenden bei den Stationen, unsere "Großen" als Schiedsrichter und die Teamer*innen beim Zuschauen. Bei der Mittagspause wurde Energie getankt für den großen Preis für ausgezeichnete Teilnahme an der Olympiade: eine riesige Wasserschlacht!
Am Abend fanden unterschiedliche Ateliers statt. Man konnte basteln, Sport treiben oder auch mal einen Film sehen. Natürlich ließen wir uns auch die Möglichkeit einer abendlichen Klippenwanderung im Sonnenuntergang und den Ausflug zu einer Fête Noz nicht entgehen.
Und wie es so ist, wenn man von früh bis spät unterwegs ist, sich bewegt, sich unterhält und Neues entdeckt: die Zeit rennt - und schon sind zwei Wochen Projekt vorbei.
Wir hatten Glück im Unglück und nur am letzten Tagen spielte das Wetter nicht so mit - für uns kein Problem, denn auch das Camptagebuch wollte noch gestaltet werden und die Abschlussparty brauchte einige Vorbereitung. Und so verging der letzte Tag, den wir mit einem bunten Programm aus allen Gruppen, mit Karaoke und Limbo-Tanz am Abend feierten.
Am nächsten Tag hieß es dann: Koffer packen, Picknick packen und ab in den Bus! Auch hier die erleichterte Feststellung: alle da, niemand wurde im Hafenmuseum oder auf der Insel vergessen. Wir fuhren entspannt in die Nacht und konnten den ersten Stopp in Strasbourg noch gut erreichen, bevor uns irgendwo auf der Autobahn in Deutschland dann das letzte Abenteuer überraschte: ein geplatzter Reifen vom Reisebus, das erlebt man ja auch nicht alle Tage. Also genossen wir noch einige Sonnenstunden mehr, plumpsten am Abend nur mit etwas Verspätung in unsere Sitze im Zug und kamen dennoch alle gesund - wenn auch nicht mehr ganz munter - zuhause an.