Es liegt was in der Luft ...
Deutsch-französisches Vorschulcamp der Bretagne 2017
Ohne Frage: Es erfordert Mut und Vertrauen, sein Kind auf eine Reise wie diese zu schicken. Dass sich die Bereitschaft lohnen kann, möchten Euch die jüngsten Reisenden beweisen. Aufgrund des Zwergs Emil und unserem Spürgeist folgten wir Erich Kästner und waren zwei Wochen als "Emil und die Detektive" in der Bretagne unterwegs. Auf der Suche nach Abenteuer wurden wir rasch fündig. So gingen wir mit unseren französischen Freunden Francois und Lulu auf Expeditionstouren. Ausgestattet mit Fernrohr und Super-Lupe zeigte uns die Ornithologin Lulu die Nistplätze der einheimischen Vögel am wunderschönen Cap Coz. Sie erklärte uns zudem, welche Muscheln noch leben und welche wir problemlos mit nachhause nehmen können. Gern hätten wir Euch auch etwas Seegras mitgebracht. In der Bretagne gilt dieses als eine Delikatesse, was wir nach unserer Verkostung definitiv bestätigen können. Eine weitere kulinarische Besonderheit offenbarte uns Francois in einer niedlichen Bucht nahe Tregunc. Mit ein wenig Salz lockte er ein wurmartiges Tierchen aus den Sandboden hervor, welches er zum Entsetzen aller vor unseren Augen aß. Unappetitlich oder nicht, er fiel nicht um. Und so erzählte und präsentierte uns Francois nach seinem Snack einige spannende Dinge über das tierische Leben am Meer. Wusstet Ihr, dass ähnlich unserem Gebiss die Krebse ihren ersten Panzer ablegen und dann den neuen Panzer bis zum Ende ihres Lebens behalten? Wir staunten zumindest nicht schlecht und fanden gar einige leere Panzer am Strand. Genauso große Augen machten wir, als wir (erstmals) das Naturspektakel Ebbe und Flut beobachteten. Uns wurde bewusst, mit welcher Geschwindigkeit und Kraft das Wasser stieg. Aus diesem Grund bauten wir am Strand vorrangig riesige Sandburgen, ließen Steine flippen und planschten lieber im Freibad bei uns in Elliant. Das kühle Nass war ein hervorragender Ort, um der bretonischen Hitze Stand zu halten. Ebenso angenehme Temperaturen herrschten im umliegenden Wald. Mit Becherlupen und Badeschuhen im Gepäck entdeckten Emil und die Detektive kleine Schätze im und am Bachlauf. Um uns noch mehr vom Wunderland Wald zu eröffnen, versuchten sich ein paar von uns daran, einen Damm bzw. eine Brücke zu bauen. Gar nicht mal so einfach! Da dieses Vorhaben leider nicht gelungen ist, kehrten wir zurück in unser Haus am Hang. Dort tüftelten wir in einem unserer Ateliers daran, wie man Wasser überwinden kann, wenn eine Brücke oder Schwimmen keine Optionen sind. Dabei bewiesen die Detektive, dass sie nicht nur gute Spürnasen und kluge Köpfchen haben, sondern auch handwerkliches Geschick besitzen. So bauten wir kleine Schiffprototypen, die uns in entsprechender Größe mit Sicherheit über den Bach, wenn nicht gar über den Atlantik gebracht hätten.
Apropos Schiffe: Wir fuhren eines Tages auch mit einem waschechten Piratenschiff zu einer kleinen Insel vor der Küste Concarneaus. Als kleine Piraten mit Augenklappe und Säbel ergatterten wir einen wahren Schatz, den wir an Land verköstigten. Mit vollen Wanst erkundigten wir uns dann im Meeresmuseum der Stadt, welche weiteren Schätzen die Meere zu bieten haben. Sehr beeindruckend, sehr zu empfehlen! Neben dem altehrwürdigen Concarneau besuchten wir zudem die Küstenstadt Fouesnant. Dort erlebten wir einen der Jahreshöhepunkte der bretonischen Region. Zum Apfelfest (Fete de Pommes) verwandelte sich die Stadt in ein herzerwärmendes Volksfest. Durch die beschaulichen Gassen zogen traditionell gekleidete Sänger, Musiker und Tänzer. Ob Kleinkind oder Oma - alle Generationen präsentierten an diesem Tag ihre bretonische Kultur. Mit großer Freude bestaunten wir das Spektakel ehe wir unseren Heimweg antraten.
Denn auch unser kleines Heimatdorf Elliant hatte einiges zu bieten: Neben der herrlichen Aussicht auf die umliegenden Berghänge, wurden wir Zeugen des Finales eines großen Rad-Events direkt vor unserer Haustür. Wir sahen freundlichen Herren zu, wie sie Boule (ähnlich Boccia) spielten und waren selbst sportlich auf Spiel- und Sportplatz unterwegs.
Abgesehen davon, bestanden unsere Tage aus viel Spaß und Geplapper. Durch zahlreiche Spiele, Lieder und Mal-/Bastelaktivitäten lernten wir uns und die andere Sprache rasch kennen und mögen. Wie hieß 'gelb' nochmal auf Französisch? Achja, 'jaune'! Und kennt ihr den "Arc-en-ciel"? Wir schon - denn der Regenbogenfisch und seine Abenteuer begleiteten uns in den zwei Wochen. Außerdem probten wir fleißig für unseren Auftritt zum Abschlussfest.
Am letzten gemeinsamen Abend des Camps stimmten Emil und die Detektive die Klassiker Frère Jacques + Bruder Jakob an. Für einige Minuten erhellte dann ein mehrstimmiger Kanon den Raum. Mehr als sechzig Personen mit verschiedensten kulturellen und sozialen Hintergrund aus Deutschland, Frankreich und Marokko zelebrierten Gemeinschaft - ein wahrer Gänsehautmoment! Doch das Camp hatte auch viele kulinarische Höhepunkte zu bieten. Unser Koch Jean-Luc und seine Helfer verzauberten uns mit bunten Salaten, hervorragenden Fisch- und Fleischkreationen und frisch gebackenen Kuchen. Wir waren auch mutig und probierten Langusten und Muscheln, jedoch war der große Renner das Zucchini-Gratin! Auch für unsere Verpflegung unterwegs präparierte uns das Küchenteam schmackhaftes Essen. So verhungerten wir nicht, als wir den Tag in Pont-Aven verbrachten. Ein bisschen Regen hielt uns nicht davon ab, das Labyrinth zu entdecken. Auf einem riesigen Gelände befanden sich drei verschiedene Irrgärten, die die Detektive selbstverständlich alle durchliefen. Der größte von ihnen war jedoch mehr als nur ein Labyrinth. Es war eine Reise in den Orient! Nach einem kurzen Irrweg zu Beginn fanden wir uns auf einem Marktplatz wieder, auf dem uns die Prinzessin Jasmin begrüßte. Sie teilte uns mit, dass im Irrgarten verschiedene Rätsel versteckt seien, die wir lösen müssten um ihren geliebten Aladin zu finden. Diesen Hilferuf konnten sich die Detektive nicht entziehen und so machten wir uns auf dem Weg. Rätsel um Rätsel fanden wir den Weg zurück zum Marktplatz, wo uns ein kleines Theaterstück erwartete. Es war magisch! Aber damit nicht genug, befand sich auf dem Gelände zudem ein Spielplatz mit Trampolin, ein Geruchs- und Fühlpfad, sowie ein Kräutergarten und zu unserer Freude ein Streichelzoo. Mit geeigneten Futter in den Taschen besuchten wir unsere tierischen Freunde. So kamen wir Ziegen, Hühnern, Gänsen, Schweinen, Kühen und vielen mehr an diesem Tag ganz nah.
Um Euch nicht noch mehr vor Neid erblassen zu lassen, zählen wir nur noch einige weitere Erlebnisse unserer Reise auf: Wir haben eigene T-Shirts gestaltet, Meisterwerke gemalt, einen spannenden Film angeschaut, Postkarten und Mitbringsel ausgesucht, Eis gegessen, Bergfest gefeiert, Rätsel gelöst, einen Diskoabend veranstaltet, einem hauseigenen Konzert gelauscht, ein Neptunfest veranstaltet und und und... wie Ihr seht, gibt es viele wunderbare Eindrücke zu verarbeiten. "Wie könnt Ihr Euer Kind für zwei Wochen allein nach Frankreich schicken?" - Antwort: Mit dem besten Gewissen!
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